Pädagogin der Reform

Katharina Petersen

Frau Professor Katharina Petersen wurde am 03.11.1889 in Kiel geboren. Schon in unverhältnismäßig jungen Jahren wurde sie in Kiel erst Lehrerin, dann Rektorin. Bevor sie nach Hannover kam, war sie in Frankfurt/Oder als Regierungs- und Schulrätin tätig gewesen.

Katharina Petersen war Quäkerin, d. h., sie gehörte einer Gemeinschaft an, die in Deutschland fälschlicherweise als Sekte betrachtet wird, die aber ihrem Wesen nach weit darüber hinaus humanistisch denkt und vor allem auch handelt. Am Anfang der Quäkerbewegung um 1600 stand die klare, eindeutige Ablehnung oder Beteiligung am Krieg - und das war im Zeitalter der Religionskriege um und nach 1600. Nach dem Weltkrieg 1914 - 1918 halfen die Quäker deutschen Kindern durch ihre Schulspeisung.

1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Katharina Petersen vor die Wahl gestellt, sich entweder pensionieren oder in das Rektorenamt einer Volksschule zurückversetzen zu lassen, denn "als Reformpädagogin und sozialen Gedanken aufgeschlossener Mensch war sie den Nationalsozialisten 1933 hinreichend verdächtig." 1

Katharina Petersen verweigerte aber als Quäkerin und Beamtin dem "Führer und Reichskanzler" den abverlangten Eid und wurde aus dem preußisch-deutschen Schuldienst entlassen. Sie ging sofort nach Holland, baute dort eine Schule für Kinder von Emigranten auf, ging dann aber wieder zurück nach Deutschland und half in Hamburg illegal den Kindern und anderen Opfern nazistischer Brutalität. Später siedelte sie mit der befreundeten Familie eines Berliner Rechtsanwaltes nach Glogau in Schlesien über, mußte bei Kriegsende fliehen und kam zuerst wieder nach Hamburg, dann nach Hannover.

1946 holte sie der damalige Kultusminister von Niedersachsen, Adolf Grimme, in das von ihm übernommene Kultusministerium, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1954 u.a. aktiv an der Schulspeisung - damals dringend notwendig - tätig war.

Sie übte das Amt einer Ministerialrätin aus, leitete das Volks- und Mittelschulwesen und bemühte sich intensiv um den Wiederaufbau eines geordneten Schulbetriebes und um Reformen des Unterrichts.

Sie gehörte politisch der SPD an, verließ aber diese Partei, als sich die BRD unter Adenauer entschloß, wieder eine Wehrmacht und Wehrdienstpflicht einzuführen, was auf Drängen der Amerikaner unter dem damaligen Außenminister Dulles geschah.

Das hat man der großen Pädagogin wahrscheinlich in der Stadt Hannover und im Land Niedersachsen übel genommen und heute ist Katharina Petersen leider so gut wie vergessen, mit Ausnahme vielleicht in den Kreisen, die damals in den Genuß ihrer Taten kamen.

Katharina Petersen war nicht nur auf reformpädagogischem Gebiet und in der Schulspeisung tätig gewesen, sondern arbeitete bis kurz vor ihrem Tode am 03.07.1970 in verschiedenen internationalen Organisationen mit, so unter anderem in der deutschen UNESCO-Kommission, der UNICEF und als Vorstandsmitglied in der Pflegschaft der Herrmann-Lietz-Schulen. 1966 war sie Mitbegründerin der ersten "amnesty-Gruppe" in Hannover.

Ihr ganzes Leben hat sie für ihre Überzeugung aktiv gekämpft und ist auch als Mitstreiterin in der Frauenbewegung für die Gleichberechtigung der Frau auf allen Gebieten tätig gewesen.


1 nach "Hannoversche Allgemeine Zeitung" vom 03.11.1969